Abgrenzung in meiner SHG

Achtet auf eure Grenzen!

Selbsthilfegruppen bieten einen wertvollen Raum für den Austausch und die Unterstützung unter Gleichgesinnten. Doch gerade in solch einem intensiven Umfeld ist es wichtig, auf die eigene psychische Gesundheit zu achten und klare Grenzen zu setzen. Da das jedoch immer leichter gesagt als getan ist, wollen wir hier ein paar Fakten und Tipps zum Thema „Abgrenzen“ sammeln.

Wer eine Selbsthilfegruppe besucht, der hat in den meisten Fällen bereits sein eigenes Päckchen zu tragen. Manchmal kann es sein, dass wir in akuten Krisenphasen emotional noch verwundbarer sind. Natürlich kann der Austausch mit Gleichgesinnten in diesem Fall dabei helfen, den Umgang mit der eigenen Situation zu erleichtern. Gleichzeitig kann es bei manchen Personen auch zu einer Steigerung der emotionalen Belastung führen. Die Probleme der anderen in der Gruppe könnten als zusätzliche Belastung empfunden und zu einem Stressor werde.

 

Anzeichen für Überforderung

Ständige Müdigkeit, Gereiztheit oder das Gefühl, „leer“ zu sein.

Kopfschmerzen, Schlafstörungen oder Verdauungsprobleme uvm.

Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren oder klar zu denken.

das Bedürfnis, sich von sozialen Aktivitäten oder Treffen zurückzuziehen

Put yourself first

Selbstfürsorge praktizieren

Stellt man eine Überforderung durch die Betroffenheit der anderen Teilnehmenden fest, ist es wichtig, seine eigenen Grenzen zu setzen und eine Art Schutzwall aufzubauen. Vielen Menschen fällt es schwer, die eigenen Grenzen zu kommunizieren und einzuhalten wenngleich es doch so essenziell ist, um Überforderung zu verhindern, Raum für Selbstfürsorge zu schaffen und gesunde Beziehungen zu fördern. 

Erkenne deine eigenen Bedürfnisse und Grenzen. Frage dich regelmäßig, wie es dir geht und was du brauchst.

Teile deine Grenzen klar und direkt mit. Es ist nicht notwendig, diese ausführlich zu begründen.

Mache deutlich, was passiert, wenn deine Grenzen nicht respektiert werden, und halte dich daran.

Scheue dich nicht davor, deine Grenzen zu vertreten. Sei es dir selbst wert, deine eigenen Bedürfnisse selbstsicher zu vertreten.

Empathie ja – überdenken nein

Dass das Schicksal anderer Teilnehmenden einer Selbsthilfegruppe einen nicht kalt lässt, ist keinesfalls falsch oder bedenklich. Sich in die Situation anderer hineinzufühlen und empathisch miteinander umzugehen, ist ein Grundbaustein für eine gute Dynamik in einer SHG und auch in jeglicher zwischenmenschlichen Beziehung.

Sowohl unter Betroffenen innerhalb einer Selbsthilfegruppe als auch als Angehöriger von Betroffenen psychischer Erkrankungen sollte man jedoch lernen, Grenzen und eigene Bedürfnisse klar zu kommunizieren. Lässt man sich von den Problemen des Gegenüber zu sehr vereinnahmen, kann es zur sogenannten Co-Rumination kommen.

Co-Rumination beschreibt das wiederholte gemeinsame Diskutieren und Zerkauen von Problemen und schwierigen Gefühlen, ohne dass eine Lösung gefunden oder ein Entschluss gefasst wird. Während der Austausch in Selbsthilfegruppen hilfreich sein kann, ist es wichtig, ein Gleichgewicht zu finden und nicht ausschließlich in den Problemen zu verweilen.

Zu viel Co-Rumination kann durch das ständige Wiederholen negativer Gefühle zu einer Erhöhung des Stresslevels führen. Darüber hinaus können negative Stimmungen sich gegenseitig aufschaukeln, was zu einer Verstärkung depressiver Symptomatiken führen kann. Besonders kennzeichnend bei der Co-Rumination ist vor allem die Behinderung lösungsorientierten Denkens. Dadurch, dass der Fokus nur auf das Problem anstatt auf möglichen Lösungen liegt, hat man schnell das Gefühl, sich im Kreis zu drehen.

Wichtiger Reminder: Grenzen zu setzen und auf sich selbst zu achten, ist nicht egoistisch, sondern notwendig, um langfristig für andere da sein zu können. Indem du deine eigenen Bedürfnisse respektierst, schaffst du eine Grundlage für ein gesundes und erfülltes Leben.

Digitale Tools für mehr Selfcare

Boundaries.Me ist eine Plattform, die speziell darauf abzielt, Menschen zu lehren, gesunde Grenzen zu setzen. Sie bietet Videos, Podcasts und Artikel, die dabei unterstützen, persönliche Bedürfnisse zu verstehen und durchzusetzen.

Reflectly ist eine App, die künstliche Intelligenz nutzt, um Benutzer:innen beim Journaling zu helfen. Sie stellt Fragen zur Selbstreflexion und hilft, Emotionen und Bedürfnisse besser zu verstehen und somit auch die eigenen Grenzen zu erkennen.

Der Verein AufeinanderAchten bietet Erste Hilfe Kurse für die Seele an. Verschiedene Zielgruppen (Erwachsene, Schulen, Unternehmen) können zum Großteil kostenlos an einem Workshop teilnehmen. Der Fokus liegt auf dem Erwerb von Grundwissen über psychische Erkrankungen, Suizidalität, Warnzeichen und Selbstschutz. Daneben wird in Gruppenübungen trainiert, wie man andere anspricht, ein unterstützendes Gespräch führt und gemeinsam Handlungsoptionen abwägt. So kann man anderen dabei helfen, herausfordernde Situationen zu meistern.